10 häufig gestellte Fragen in der Logopädie

Autorenkollektiv des Logopädischen Arbeitskreises Parkinson APLog


Frage 1: Braucht mein Partner ein Hörgerät?

Im Einzelfall kann das mal zutreffen. In aller Regel aber fragt der Partner öfter nach, weil die Stimme von Parkinsonkranken mit der Zeit immer leiser und heiserer wird. Dies nimmt der Betroffene meist nicht wahr und meint, dass die anderen schlecht hören.

(Claudia Manth, Praxis für Logopädie Berlin)


Frage 2: Warum ist meine Stimme heiser?

Die Stimme entsteht im Kehlkopf durch die schnellen Schwingungen der Stimmbänder.

Dies sind 2,5cm lange Muskelstränge, die durch die Ausatmungsluft in Bewegung gebracht werden. Der Ton klingt durch die Resonanzräume im Kopf-, Hals- und Brustbereich. Eine lockere Hals- und Schulterpartie und eine kräftige Bauch- und Zwerchfellbewegung wirken sich positiv auf den Klang und die Lautstärke der Stimme aus.

Beim Parkinson-Patienten wird die Stimme heiser und leiser durch die schlechter werdende Beweglichkeit, die Erstarrung und die nachlassende Kraft der Stimmbänder und der anderen am Sprechvorgang beteiligten Muskeln.

(Konstanze Philipp, Logopädische Praxis Berlin)


Frage 3: Ich kriege die Worte nicht richtig raus!

Ungefähr ein Drittel der Patienten klagt über stotter-ähnliche Symptome. Als Ursachen werden Medikamentennebenwirkungen und das "Freezing"-Phänomen, ähnlich wie beim Laufen, diskutiert. Neben den üblichen Therapieinhalten kann eine Reduzierung des Sprechtempos z.B. durch silbisches Sprechen mit dem sogenannten Pacing-Board oder an den Fingerknöcheln helfen.

(Veronika Löscher, Beelitz-Heilstätten)


Frage 4: Warum werde ich immer weniger verstanden?

Die durch den Dopaminmangel verursachte Akinese und Rigor führen dazu, dass sich die Sprechorgane (Lippen, Zunge, Kiefer) weniger bewegen und das Sprechen undeutlicher wird. Auch die Stimme wird leiser und heiser, weil die Stimmlippen fester werden und nicht mehr so schwingen wie früher. Das verändert den Stimmklang und das Stimmvolumen.

Hinzu kommt, dass an Parkinson Erkrankte Probleme haben, die Veränderung ihres Sprechens wahrzunehmen. Unser Gehirn hat seit der Kindheit ein eigenes Klangbild von unserer Art und Weise zu sprechen im Kopf gespeichert. Der Parkinsonkranke hängt an diesem inneren Bild fest. Er nimmt die Veränderung seines Sprechens nicht wahr und wird dadurch immer weniger verständlich.

(Beate Brockmeier, Praxis für Logopädie Berlin)


Frage 5: Wie bekomme ich logopädische Therapie?

Für die logopädische Therapie wird eine ärztlich verordnete Heilmittelverordnung benötigt. Diese kann von jedem niedergelassenen Arzt ausgestellt werden. Sinnvoll ist es, sich an seinen behandelnden Neurologen zu wenden. Für das spezielle LSVT®-Training werden insgesamt zwei Verordnungen benötigt mit je 10 Einheiten Sprechtherapie à 60 Minuten mit dem Indikationsschlüssel SP6, da diese Therapie über 4 Wochen 4x wöchentlich durchgeführt wird.

(Renate Tranel-Voß, Logopädische Praxis Berlin)


Frage 6: Warum spricht mein Mann/meine Frau zu Hause undeutlicher als in der Therapie?

Zu Hause ist Jeder von uns entspannter. Das kann bei Morbus Parkinson zum leiseren, undeutlicheren Sprechen führen. Außerdem steht das laute Sprechen in der Therapie im Mittelpunkt. Im Alltag sind die Gedanken jedoch auf andere Inhalte ausgerichtet, so dass das bewusst laute Sprechen vergessen wird.

(Dr. Heike Penner, Agaplesion-Krankenhaus Bethanien, Heidelberg)


Frage 7: Warum muss ich beim Essen husten?

Auf die Frage, ob man sich verschluckt, ist die häufigste Antwort: "Nein, aber ich huste oft beim Essen oder danach!" Das Husten ist ein sehr wichtiges Anzeichen dafür, dass während des Schluckens flüssige oder feste Nahrung in die 'falsche Kehle' (Luftröhre) gelangt ist (dies nennt man Aspiration), was zu einem ausgeprägten Hustenreiz führen kann. Die Husten-Reaktion ist sehr wichtig, da der Hustenrefelx den Schlucktrakt und die Luftröhre von eventuell aspirierten Nahrungsresten befreien kann.

(Dr. Grit Mallien, Logopädische Praxis Doktor Logo Berlin)


Frage 8: Die Luft reicht nicht mehr zum Sprechen!

Zum Sprechen benötigen wir Luft. Wir atmen ein und sprechen mit der Ausatmung.

Eine erhöhte Spannung (Rigor) und eingeschränkte Beweglichkeit (Hypokinese) der Atemmuskeln führen häufig zu einer flachen, kurzen und hastigen Atmung. Auch können die Stimmlippen, die wir zur Erzeugung eines Tones brauchen, nicht immer komplett geschlossen werden und es entweicht beim Sprechen zuviel Luft, sogenannte "wilde Luft". Das Sprechen klingt dann verhaucht.

Diese beiden Phänomene führen dazu, dass es beim Sprechen zu Kurzatmigkeit kommen kann.

(Birgit Weiß, Logopädische Praxis Biskirchen)

Frage 9: Macht Parkinson zuviel Speichel?

Nein, die Parkinson'sche Erkrankung führt nicht zu einer vermehrten Speichelproduktion, sondern zu einer Verringerung der Schluckfrequenz! Normalerweise schlucken wir in Ruhe 1 bis 2 mal pro Minute. Wir tun dies, ohne es zu merken. Parkinsonpatienten schlucken häufig nur 1 mal in 5 Minuten - was zu einer Ansammlung einer großen Menge Speichel führen kann. Häufig ist die sogenannte "Schluckreflextriggerung" (=das Auslösen des Schluckvorgangs) gestört, d.h. man möchte gerne schlucken, kann es aber nicht.

Gelegentlich ist der vermehrte Speichelfluss (Hypersalivation) so ausgeprägt, dass die Injektion von Botolinumtoxin in die Speicheldrüsen indiziert ist. Die so behandelten Patienten haben dann meist für 4-6 Monate deutlich weniger Speichel. Jedoch ist diese Therapie nur symptomatisch. Die Ursache des Problems muss weiterhin durch ein logopädisches Schlucktraining beübt werden!

(Dr. Grit Mallien, Logopädische Praxis Doktor Logo Berlin)


Frage 10: Hilft Singen meiner leisen Stimme?

Ja! Viele Parkinson-Betroffene berichten von der Erfahrung, dass durch regelmäßiges Singen ihre Stimme wieder besser klingt. Durch das Singen werden Stimmbänder und Atmung trainiert: Es wird automatisch viel tiefer eingeatmet und langsam -singend - ausgeatmet. Im Gegensatz zum Sprechen kommt es beim Singen zu einem breiteren Spektrum an hohen und tiefen Tönen, wodurch sich die Stimmbandbeweglichkeit verbessert und der Tonumfang erweitert. Insbesondere das laute Singen wirkt sich positiv auf das Sprechen aus, denn: Die Sprechlautstärke spielt eine Schlüsselrolle für die Verständlichkeit gemäß dem Motto "Laut kann man nicht nuscheln!"

(Christine Gebert, Schön-Klinik Neustadt)